Moneyball

6 02 2012

Beeindruckend umgesetzter Film der selbst „Baseball-Neulinge“ bewegen wird
„Moneyball“ verbindet statistische Berechnungen und Baseball mit der Geschichte eines Mannes auf der Suche nach persönlichem Erfolg. Auf dem Papier klingt das nicht unbedingt nach fesselnder Unterhaltung. Dass der Film es trotzdem schafft, selbst in den dialoglastigsten Szenen die Spannung zu halten, und den Zuschauer mit den Charakteren mit fiebern zu lassen, ist ein Zeichen dafür, wie gut die Verfilmung des gleichnamigen Buches ist. Selbst wenn man nicht alles was in „Moneyball“ besprochen wird versteht (gerade in Deutschland sind die Baseball-Kenntnisse recht gering): Die Inszenierung, das Drehbuch und die Darsteller sorgen dafür, dass der Film begeistert.
Nachdem Baseballspieler Billy Beane (oscarnominiert: Brad Pitt) seine Karriere als Spieler eher schlecht als recht beendet hat, arbeitet er als Manager bei den Oakland Athletics. Der kleine Verein, der nur einen Bruchteil des Budgets großer Teams hat, muss jedoch damit kämpfen, dass das Geld nicht für Topspieler reicht. Als Beane den Statistiker Peter Brand (ebenfalls oscarnominiert: Jonah Hill) kennen lernt, ist er von dessen Herangehensweise Teams zu planen begeistert. Zusammen mit ihm entwickeln sie mit detaillierten Computeranalysen eine Mannschaft von Außenseitern, bei denen nicht das Gehalt sondern die Zusammensetzung des Teams bedeutend ist. Doch für die Außenstehenden kommt dieser traditionsbrechende Ansatz nicht sonderlich an.

„Moneyball“ ist nur auf den ersten Blick ein Sportfilm über die Jagd auf einen Titel. Natürlich geht es auch um die Mannschaft, die gegen jegliche Widrigkeiten versucht erfolgreich zu spielen. Im Vordergrund steht jedoch die Person von Billy Beane, der nach Jahren der Enttäuschung versucht auf die Siegerstraße zu gelangen. Dabei geht es gar nicht darum, nur finanziell bzw. sportlich erfolgreich zu sein, sondern eher um den individuellen Triumph eines Mannes, der mit seinen persönlichen Problemen kämpft. Der Film thematisiert stark, wie Beane in seinem bisherigen Leben scheitert und ihn trotz all seinem Geld wie einen Versager fühlen lässt. Wer jedoch vermutet, dass „Moneyball“ am Ende in typischen Siegerkitsch mündet, wird überrascht sein. Der Film thematisiert zwar die Bedeutung des  Gewinnens und demonstriert die romantisierten Aspekte des Sports, doch das Ende ist weit weg von einem romantischen Happy-End. Was mit Beanes Charakter passiert bleibt noch während dem Abspann äußerst ambivalent. Wie der Film es schafft diese Geschichte so spannend zu erzählen ist bewundernswert, denn die meisten Szenen finden in geschlossenen Räumen und mit ziemlich vielen Dialogen statt. Doch das Drehbuch, das unter anderem von  Aaron Sorkin stammt (der schon in „Social Network“ trockene Diskussionen wie Actionszenen geschrieben hat),  schafft es, die Sätze mit so viel Leben zu füllen, dass der Film eben nicht in Langeweile resultiert. Regisseur Bennet Miller macht den Film selbst in den ruhigsten Szenen spannender als manche Thriller. Auch mit Hilfe von Kamera (Wally Pfister), Musik und Schnitt wird aus der Geschichte ein bewegender und fesselnder Film. Im Mittelpunkt steht dabei Brad Pitt. Dieser legt vielleicht keine Leistung ab, die auf Ewigkeiten in Erinnerung bleiben wird (dafür ist sie wohl zu ruhig), doch mit seiner Zurückhaltung und seinen Art den Charakter mit Leben zu füllen dominiert er jede einzelne Szene. Insbesondere bei einem Star wie Brad Pitt ist es überraschend, dass er sich so zurückhält und dadurch  den Zuschauer am Innenleben des Charakters teilnehmen lässt. Auch Jonah Hill zeigt, dass er seine typische Spielweise in ein Drama einbringen kann (Allerdings ist fraglich ob das wirklich Oscar-würdig ist).

„Moneyball“ schafft das Ungewöhnliche, eine Geschichte für die man sich nicht unbedingt interessiert, so zu erzählen, dass man nach kurzer Zeit davon eingenommen wird. Egal ob man Ahnung von Baseball hat oder nicht. „Moneyball“ erzählt eine Geschichte von der „Kunst zu gewinnen“ (so der deutsche Untertitel), was sich mehr auf das Leben, als auf den Sport bezieht. Der stilsicher inszenierte Film bleibt einem  deswegen auch nach dem Ende noch immer im Kopf.

Wertung 8/10


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