27.10.2011 – Hotel Lux

29 10 2011

Kurzweilige Komödie vor historischem Hintergrund, die nicht ihr ganzes Potential ausschöpft

In „Hotel Lux“  paaren sich zwei interessante Personen des deutschen Kinos. Da ist zum einen „Bully“ Herbig als Hauptdarsteller, der wie kaum ein zweiter das deutsche (Popcorn-) Kino der letzten zehn Jahre geprägt hat. Zum anderen ist da der vom Feuilleton oft gehasste  Regisseur Leander Haußmann, der zwar in den vergangenen Jahren viel Mittelmaß produziert hat (und deswegen für seinen Humor kritisiert wird), aber mit seinen frühen Filmen „Sonnenallee“ und „Herr Lehmann“ sein Talent für intelligente Unterhaltung gezeigt hat. Mit „Hotel Lux“, einer Komödie, die kurz vor dem zweiten Weltkrieg spielt, begeben sich die beiden auf ein Terrain, das Potential für großes Kino birgt, in dem man aber auch einiges falsch machen kann. Herausgekommen ist eine lockere Komödie, die nicht ganz ausschöpft was das Thema hergibt, aber als gelungene Unterhaltung ihr Publikum finden wird.

Schauspieler Hans Zeisig (Michael Herbig) und sein bester Freund Siggi Meyer (Jürgen Vogel) treten 1933 in Deutschland als Komödianten in den Rollen Hitlers und Stalins auf. Meyer, der dem Kommunismus nicht abgeneigt ist, flieht schon früh aus Deutschland. Auch Zeisig erkennt bald, dass er sich in Gefahr begibt und versucht nach Hollywood zu fliehen. Als er es aber nur nach in Moskau in das Hotel Lux schafft, sorgt eine Verwechslung für allerlei Probleme: Zeisig wird von den Kommunisten für den ehemaligen Leibastrologen Hitlers gehalten und soll Stalin die Sterne deuten. Dazu verliebt sich Zeisig in die niederländische Untergrundkämpferin Frida (Thekla Reuten), die eigentlich in Siggi verliebt ist. Durch seine Täuschungen verwickelt sich Zeisig in eine gefährliche Situation, in dem nicht nur sein eigenes Leben, sondern auch das von Siggi und Frida in Gefahr gerät.

Der Film zeigt eine Komödie vor realem, tragischem, Hintergrund und baut viele interessante Kleinigkeiten in die Handlung ein. Neben der zentralen Handlung über Zeisig, geht es um die Geschichte zweier Freunde, einer Frau und allerlei politische Verstrickungen. Ein zentrales Thema ist dabei auch, wie Personen vor dem aufkommenden Krieg politisch involviert sind bzw. (wie Zeisig) unbeteiligt sein möchten. Damit setzt sich der Film weit von anderen deutschen Komödien ab, die mit der Tiefe von „Hotel Lux“ nicht annähernd mithalten können. Im Vordergrund steht bei all dem jedoch der Humor. Herbig tänzelt durch die Szenen und kommt durch sein spielerisches Verhalten immer wieder mit dem Leben davon. Das ist kurzweilig und stellenweise auch außergewöhnlich komisch. Der Film ist keine Minute lang langweilig und schafft es, einige Seitenhiebe auf allerlei „reale“ Personen und Ereignisse abzufeuern. Beeindruckend ist auch, wie der Handlung eine imposante Optik gegeben wird. Auch wenn sich der Großteil des Films innerhalb eines Hotels abspielt sind die Kulissen sowie die Kameraarbeit eindrucksvoll und schafft es, das bedrohliche und bedrückende Gefühl der Personen auf den Zuschauer zu übertragen.

Auch wenn „Hotel Lux“ unterhaltsam ist, der ganz große Wurf ist Haußmann nicht gelungen. Dazu versucht der Film viel zu sehr ein bloßes Unterhaltungsprodukt zu sein. „Hotel Lux“ will nicht mehr sein als eine Komödie mit einigen ernsten Aspekten. Das hat zwei Ursachen: Zum einen nimmt wird das Drehbuch dem Thema nicht immer gerecht, sondern arbeitet nachlässig: Immer wieder gibt es Sprünge in der Handlung, in denen Zufälle die Geschichte voranbringen und  ihr eine neue Wendung geben, anstatt sich auf die bestehenden Möglichkeiten zu beschränken.  Haußmann versucht gar nicht erst alle Handlungselemente in der Geschichte (von denen es genügend gibt) zufriedenstellend zu bearbeiten. Jürgen Vogels Charakter ist zu Beginn zentral, verblasst aber nach kurzer Zeit völlig.   Auch die Dreiecksbeziehung  läuft neben her, ohne eine wirkliche Rolle zu spielen.  Dazu kommt das Voice-Over, das (wie so häufig) nur wiederholt, was man selber auch sieht. Neben dem Drehbuch sorgt die Besetzung von Michael „Bully“ Herbig für die lockere Ausrichtung des Films. Herbig ist, auch wenn Hotel Lux sein ernstester Film bisher ist, kein dramatischer Schauspieler. Seine Rolle ist ein bisschen wie  in einem Sketch angelegt. Er hat immer einen lockeren Spruch auf den Lippen und nur selten verschwindet das Grinsen aus den Gesichtszügen. Das passt natürlich zu der Rolle die Herbig (sehr gelungen) einnimmt, doch dem Charakter von Zeisig hätten auch einige ernstere Momente gut getan. (Wenn man den Gerüchten glauben mag, war Herbig auch mitverantwortlich dafür, dass das zuvor viel ernstere Drehbuch umgeschrieben wurde, was wiederum mit der Darstellung der Rolle zusammenpasst.)

Das Alles  ändert nichts daran, das „Hotel Lux“ ein großes Vergnügen ist und mehr spannende und ernste Untertöne einbaut, als manch andere deutsche Komödie. Erfolg wird der Film beim Publikum haben – und diesen verdient er auch. Ärgerlich ist nur dass das Potential, dass der Film gehabt hätte, etwas verschwendet wird. Mit dem Talent von Haußmann und der interessanten Grundidee, die weit mehr bietet als nur Lacher, hätte der Film vielleicht ein Klassiker werden können (der dann allerdings beim Publikum nicht ganz so gut aufgenommen worden wäre). So ist der Film eben „nur“ gelungenes Entertainment.

Wertung 7/10


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