12.07.2011 – Der Mandant

17 07 2011

Solider Gerichtsthriller, der allzu vertrautes bietet.

Man möchte annehmen, dass Gerichtsfilme, mit ihren doch sehr speziellen Setting, nur ein Subgenre des Thrillers sind. In der Geschichte des Films hat sich diese Genre jedoch einer so starken Beliebtheit erfreut, dass man mit Fug und Recht behaupten kann, dass „courtroom drama“ eine eigene Bezeichnung ist. Als das amerikanische Filminstitut 2008 die besten 10 Filme je Genre ehrten, war neben Western, Horror, Comedy und Science-Fiction eben auch der Gerichtsfilm als eigenständiges Genre vorhanden. Dementsprechend muss jedoch jeder neue Film, der von Anwälten und Prozessen handelt, wie auch „Der Mandant“, damit kämpfen, dass viele Themen schon verarbeitet wurden und man einiges schon gesehen hat. „Der Mandant“ ist ein guter, spannender Thriller geworden, der jedoch dem Genre, das reich an Klassikern ist, auch nicht vieles Neues bietet

Mick Haller (Matthew McConaughey) ist ein erfolgreicher Anwalt, der mit gewieften Tricks immer wieder hinterlistig agiert. Dabei besitzt er dennoch so etwas wie eine Anwaltsmoral. Als er Louis Rodent (Ryan Phillipe) in einem Mordprozess verteidigen soll, ist er sich zuerst sicher, dass Louis Opfer eines Komplotts geworden ist. Doch Mick stellt fest, dass der Fall einige Parallelen zu einem früheren Prozess hat, der ihn noch immer verfolgt. Seine Enthüllungen führen dazu, dass er nicht nur einige Interessenskonflikte bewältigen muss, sondern auch seine Exfrau (Marisa Tomei) und Tochter in Gefahr geraten.

Basierend auf dem Bestseller „Lincoln Lawyer“, versucht „Der Mandant“ zahlreiche Inhalte in einer Geschichte Drehbuch zu behandeln. Das raffinierte Verhalten des Schlitzohrs Haller, sein Anwaltsgewissen das von vergangenen Fällen geplagt wird, der Konflikt mit seinem Mandanten Rodent und seine Familienprobleme bieten genug Material für die Geschichte. Und vieles davon wird auch packend herüber gebracht. Gerade wie Haller zu Beginn als intelligenter, aber am Rande der Illegalität agierender, Anwalt gezeichnet wird, ist gekonnt, weil innerhalb von nur wenigen Minuten ein komplexes Bild der Hauptperson gezeichnet wird. Dass McConaughey, wohl einer der glattesten und seelenlosesten Darsteller Hollywoods dies doch recht glaubhaft vermittelt, ist überraschend. Neben der gewohnt guten Marisa Tomei schafft er eine mehr als solide Leistung. Ganz im Gegenteil zu Ryan Phillippe, dessen Charakter den ganzen Film über sehr blass bleibt.

Leider wirken die zahlreichen Verstrickungen und Handlungen von Haller ab der zweiten Hälfte nicht mehr ganz so überzeugend.Vieles davon ist Standard-Thriller Kost die man so oder ähnlich schon mal gesehen hat. Intrigen, Plädoyers im Gerichtssaal und Tricks bei der Verhandlung sind nichts Unbekanntes. Andere Storyelemente, bringen neue Ideen in die Handlung, wirken aber nicht zu 100% glaubwürdig und etwas konstruiert. Gerade bei Hallers Konflikten zwischen seinem Gewissen und seiner legalen Verpflichtung, fragt man sich ob der von ihm gewählte Weg der sinnvollste ist. Ob einem der Film gefällt oder nicht hängt stark davon ab, ob man die Handlungslogik einfach akzeptiert oder nicht.

„Der Mandant“ bleibt über die gesamte Laufzeit ein interessanter Thriller an dem man nichts wirklich schwerwiegendes kritisieren kann, aber genauso nichts Herausragendes findet. Die Darsteller, die Handlung die Filmweise sind solide aber eben nichts außergewöhnliches – solide Thrillerkost, die weit von den großen Vorbildern der Filmgeschichte entfernt ist, aber mit einigen John Grisham Verfilmungen mithalten kann.

Wertung 6/10


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18 01 2012

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