Take Shelter

22 03 2012

Faszinierendes Psychodrama mit eindrucksvoller Inszenierung

Curtis LaForche ist überzeugt: „Ein Sturm wird kommen“. Zumindest lassen ihn das die immer stärkeren Vorzeichen glauben.  Wie bei einem langsam aufziehenden Unwetter entwickelt auch der Film „Take Shelter“ mit jeder Minute eine stärkere Kraft. Zu Beginn sind es nur irritierende Kleinigkeiten, die die ruhige Geschichte unterbrechen. Doch mit der Zeit zieht einen die Emotionalität des Films immer mehr in den Bann, so dass er noch nach dem Abspann noch nachwirkt.

Curtis LaForche (Michael Shannon) lebt mit seiner Frau und seiner taubstummen Tochter ein beschauliches Leben in einer Kleinstadt. Trotz aller Privatprobleme kämpft sich die Familie erfolgreich durch den Alltag. Bis sich  Curtis‘ Verhaltensweisen auf einmal ändern. Er hat extrem realistische Alpträume, die in tagelang verfolgen und er sieht furchteinflößende Gewitterwolken, die außer ihm niemand bemerkt. Aufgrund seiner Halluzinationen ist er überzeugt davon, dass ein furchtbarer Sturm aufziehen wird. Er baut den Sturmschutz im Garten aus und setzt damit alle Ersparnisse, sein Berufsleben und das Vertrauen seiner Familie ins Spiel. Diese ist sich nämlich nicht sicher, ob Shannons Vorstellungen eine Art Vision oder nur pure Einbildung sind.

Schon in seinem Erstlingswerk „Shotgun Stories“ zeigte Regisseur Jeff Nichols seine Fähigkeit mit ruhigen Bilder und aufgeregter Erzählweise eine Handlung zu inszenieren. Wo der Erstling jedoch noch einige Längen aufwies, ist sein aktueller Film trotz aller Ruhe sehr viel zielgerichteter geraten. „Take Shelter“ nimmt sich zu Beginn lange Zeit um die Geschichte aufzubauen, doch ist schon da so kraftvoll, dass die Bedrohung der Familie LaForche jederzeit spürbar ist. Ob diese Bedrohung realer Natur ist, oder nur in Curtis LaForche existiert, lässt der Film bis zum Ende hin offen. Darauf liegt auch gar nicht das Hauptaugenmerk des Drehbuchs. Vielmehr geht es um die Auswirkungen von Curtis‘ Verhalten sowie dem Verständnis bzw. Unverständnis seiner Familie und seinem Umfeld. Das Nichols dabei ohne übertriebene Konflikte und Effekthascherei  auskommt ist bemerkenswert. Sein Psychogramm ist realitätsnah und lässt den Zuschauer an den Gefühlen der Personen teilhaben. Maßgeblichen Anteil habend daran auch die Darsteller, allen voran Michael Shannon, der auf ruhige Weise die Panik real wirken lässt.

Mit den Schauspieler, den Bildern und der zurückhaltenden Musik von David Wingo schnürt der Regisseur ein Gesamtpaket, das den Zuschauer bis zum Ende hin fesselt. Zwar bleiben einige Fragen noch im Abspann ungeklärt, doch auch ohne dass der Film eine Lösung vorgibt, bleibt er ein beeindruckendes Werk.

Wertung 9/10


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