Descendants

1 02 2012

Familiendrama, das auf unspektakuläre Weise begeistert
Alexander Payne macht keine „großen“ Filme. Nach „Sideways“ und „About Schmidt“ legt er mit „Descendants“ erneut einen kleinen aber großartigen Film ab, in dem alles fast beiläufig geschieht. Egal ob es ein Unfall ist, ein Konflikt zwischen zwei Familienmitgliedern oder eine Versöhnung: Alles geschieht nebenbei und beinahe unspektakulär, so dass man kaum mitbekommt, ab welchen Moment der Zuschauer komplett von dem Film eingenommen wird. „Descendants“ ist ein Film, der durch seine Ruhe besticht, sowohl bei der Inszenierung als auch in dem kongenialen Spiel von George Clooney.


Seit einem Bootsunfall liegt die Frau von Matt King (oscarnominiert: George Clooney) im Koma. Als die Ärzte ihm mit teilen, dass sie nicht mehr aufwachen wird, ist Matt mit der Situation überfordert: Sein jüngere Tochter verhält sich aufgrund der Situation ungewöhnlich und ihre große Schwester Alex (Shailene Woodley) hat sich  vor dem Unfall mit der Mutter zerstritten und lässt sich kaum etwas von Matt sagen. Als Matt von Alex erfährt, dass seine Frau ihn schon seit längerem betrogen hat, bricht für ihn zuerst eine Welt zusammen. Zusammen mit seinen Töchter organisiert er trotzdem das Ableben seiner Frau und möchte auch deren Liebhaber zur Rede stellen. Dabei kommen sich die drei nach langer Zeit wieder näher.

„Descendants“ ist ein Familienfilm (daher auch der unsagbar dämliche deutsche Titel): Alles was Matt und seine Töchter machen, dient nur dazu, die zerrüttete Familie zusammen zu halten, beziehungsweise wieder zusammen zu führen. Regisseur und Drehbuchautor Payne schafft es, die im Grunde recht einfache Geschichte mit einer kaum bemerkbaren Komplexität zu füllen, so dass man als Zuschauer zusammen mit Matt in die immer schwierigere Situation rein wächst. Der Regisseur umschifft dabei sämtliche Gefahren zu dramatisch oder kitschig zu werden. Der Film wirkt selbst in den Momenten in denen andere Filme  konstruiert aussehen würden immer realistisch. Einzig der etwas übertrieben gezeichnete Freund von Alex – der eher für die komischeren Momente gerade stehen muss – wirkt bisweilen etwas störend. Ansonsten verläuft der Film fast fehlerfrei. Sowohl das Drehbuch als auch der Regisseur haben einen genauen Blick für Details und den Aufbau von Emotionen. So gelingen dem Film mehrmals absolut bewegende Szenen, die aus dem Nichts kommen und einen sofort in den Bann ziehen.  Mit George Clooney hat der Film außerdem die ideale Besetzung für Matt King gefunden. Clooney ist in seiner Rollenwahl sicherlich eingeschränkt, doch dafür schafft er es seine „Clooney-typische“ Rolle mit Leben zu füllen, wie sonst kaum jemand in Hollywood. In „Descendants“ legt er die bisher beste Leistung seiner Karriere ab. Passend zum Film ist diese unaufgeregt und nie übertrieben. Clooney arbeitet mit kleinsten Gesichtsregungen, die jederzeit seine Emotionen und vor allem seine Hilflosigkeit anmerken lassen. Damit entwickelt er eine emotionale Wucht mit der er den Film von den ersten Sekunden bis hin zur letzten Szene trägt. Neben ihm zeigt die erst 20 jährige Shailene Woodley welches Talent sie besitzt. Sie gliedert sich neben Clooney in einen großartigen Film ein.

„Descendants“ schafft es, ein ernstes Drama auf so bewegende und sympathische Weise zu erzählen, wie man es selten sieht. Bei aller Dramatik wird man am Ende fröhlich aus dem Kino gehen. Deshalb wird der Film für einige vielleicht zu versöhnlich sein, doch es ist ein gutes Zeichen für die Macher, dass selbst das nicht negativ auffällt.
Wertung 9/10


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