The Artist

28 01 2012

Perfekt inszeniertes Feel-Good-Movie das nostalgische Gefühle weckt
Wer auch immer auf die Idee kam im Jahre 2011 einen Stummfilm zu drehen – und wer immer so mutig war, diesen in Amerika zu vermarkten – muss wohl als etwas verrückt, auf jeden Fall als ziemlich verträumt betitelt werden. Umso schöner, dass es dieser Film tatsächlich schafft, Begeisterungstürme bei Kritikern auszulösen und aller Voraussicht nach bei der Oscarverleihung den ein oder anderen Preis gewinnen wird. Das ist überraschend, aber trotzdem verständlich, denn der Film weckt auf elegante Weise nostalgische Gefühle und versetzt den Zuschauer in eine andere (vergangene) Welt. Ob man von dem Film so begeistert sein wird wie der Großteil der Kritiker, ist vor allem davon abhängig, ob man sich von der Geschichte mitreißen lässt. Rein stilistisch ist der Film keinen Moment zu kritisieren.


George Valentin (Jean Dujardin) ist der gefeierte Star der Stummfilmära in Hollywood. Der frohe aber auch etwas überhebliche Darsteller bringt vor allen Frauen zum jubeln. Auf einer Premiere begegnet er der jungen Peppy Miller (Bérénice Bejo). Sie möchte in Hollywood erfolgreich werden und bekommt, gerade zu der Zeit, in der in den USA der Tonfilm entsteht, ihre Chance. George hingegen ist ein Star von Gestern, der die Entwicklung nicht mitgehen will, und lieber weiter Stummfilme dreht. Während Peppy einen rasanten Aufstieg erlebt, geht es mit George immer weiter bergab. Immer wieder begegnen sich die beiden scheinbar zufällig, während ihr Karrieren völlig unterschiedliche Richtungen einschlagen.

Der französische Regisseur Michel Hazanavicius erzählt eine ziemlich geradlinige, aber immer witzige und berührende Geschichte, die auf dem Papier wenig spektakulär erscheint. Doch natürlich sticht der Film dadurch heraus, dass er das Experiment wagt, die Geschichte als Stummfilm zu verpacken. Auch wenn er in wenigen Momenten aus diesen Rahmen ausbricht, ist „The Artist“ nicht ein Film geworden der einfach nur ohne Ton auskommt – Hazanavicius lässt eine ganze Filmära wieder aufleben. Er nutzt alle nötigen Stilmittel um den Film an eine andere Zeit erinnern zu lassen. Die perfekte Musik, die eindrucksvollen Kameraeinstellungen, die vom Regisseur genau geplant sind, die Kulissen – der gesamte Film ist ein Denkmal für eine vergangene Epoche. Durch seine visuelle Gestaltung, seiner Geschichte und der Musik erinnert „The Artist“ an Klassiker der Filmgeschichte (nicht nur des Stummfilms) und zitiert diese immer wieder.  Natürlich wird „The Artist“ für immer „Der Stummfilm aus 2011“ bleiben, doch unabhängig von seinen Zitaten und Stilmitteln ist der Film nicht nur für elitäre Cineasten. Hazanavicius schafft nämlich eine Sache auf bemerkenswerte Weise: Er unterhält der Zuschauer jede Sekunde lang. Man fiebert mit George und Peppy mit (was auch an den perfekten Hauptdarstellern liegt), man lacht und lässt sich einfach von dem Film begeistern. „The Artist“ ein lockerer Gute-Laune-Film, der einen in Nostalgie schwelgen lässt und den Zuschauer nicht mit schweren Themen beansprucht. Möglicherweise wird deswegen der Film nach all seinen Lorbeeren auch den ein oder anderen enttäuschen. Wenn man von „The Artist“ nicht persönlich ergriffen ist, ist er bei aller Exzellenz eben „nur“ anspruchsvolles Unterhaltungskino.

Regisseur Hazanavicius gebührt Respekt einen Film in diesem Stil zu schaffen, ohne jemals langweilig oder gezwungen zu wirken. Er schafft es mit Leichtigkeit, dass man „The Artist“ einfach so akzeptiert wie er ist und irgendwann vergisst, dass es sich um einen Stummfilm handelt. Man kann weder der fehlerfreien Inszenierung, noch den Darstellern oder den Autoren irgendetwas ankreiden.So schafft er im Grunde eines der ursprünglichsten Ziele des Kinos zu erreichen: Den Zuschauer in eine Geschichte zu ziehen und für diese Begeisterung zu wecken. Schlecht gelaunt wird wohl niemand den Kinosaal verlassen.

Wertung 9/10


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