Drive

25 01 2012

Herausragend inszeniertes Actiondrama, das viele begeistern wird
Man sollte nicht den Fehler begehen „Drive“ als einfachen Actionfilm einzuordnen. Das würde wohl zur Enttäuschung bei den Zuschauer führen. Mit seinem eigenwilligen Stil und seiner Ruhe, ist die Mischung aus Actiondrama und Charakterstudie ein Gegenstück zu all den seelenlosen computeranimierten Materialschlachten, die man sonst zu sehen bekommt. „Drive“ liefert traditionelle Action (und wird nicht umsonst mit „Bullit“ verglichen) mit realen Personen und ist filmisch auf einem Level weit über der Konkurrenz.


Der zentrale Charakter, der ohne Namen auskommt, (Ryan Gosling) arbeitet nachts als professioneller Fahrer bei Banküberfällen oder ähnlichen Coups. Tagsüber arbeitet er in einer Autowerkstatt und lebt alleine in einer Mietwohnung. Dort trifft er auf die Nachbarin Irene (Carey Mulligan), zu der er schnell eine Verbindung aufbaut. Als Irenes Mann aus dem Gefängnis kommt hilft er diesem bei einem Überfall. Doch nicht alles läuft wie geplant, so dass der Fahrer sich mit einigen Gangster  (Ron Perlman, Albert Brooks) herumschlagen muss.

Nicolas Winding Refn (Als bester Regisseur in Cannes ausgezeichnet) erzählt die Geschichte von einem Einzelgänger, der als Krimineller arbeitet. Das hätte ein geradliniger Actionfilm oder ein  anspruchsvolles Drama werden können. „Drive“ bewegt sich irgendwo dazwischen: Ein richtiger Actionfilm ist der Film allein wegen die ruhigen Erzählweise und der Zeichnung von Goslings Charakter nicht: Lange wird die Einsamkeit des Fahrers zelebriert. Der Zuschauer nimmt am Seelenleben des Hauptdarstellers Teil, nur indem dieser durch enge düstere Gänge bewegt. Gosling spielt seine Rolle dabei fast ohne zu sprechen. Er arbeitet weite Strecken ausschließlich über Blicke. Wegen seinem ungewöhnlichen Stil wird „Drive“ deswegen von einigen mit Arthousefilmen verglichen. Gleichzeitig ist der Film jedoch ein Actionfilm mit eindrucksvollen Szenen. Alleine die ersten 10 Minuten ziehen einen mit der im besten Sinne geradlinigen Action sofort in den Bann. Der Regisseur schafft es die Faszination die er aufbaut bis zum Ende, wenn der Film eine härtere Gangart demonstriert, durch zu halten. Die Leistung von Refn ist grandios, denn vordergründig passiert recht wenig. Es ist seiner Beobachtungsgabe zu verdanken, dass aus der scheinbar unspektakulären Geschichte ein solch fantastischer Film wird, der den Zuschauer hypnotisiert. Dabei hat auch die Musik ihren Anteil, die wie ein Herzschlag den Rhythmus für den Film vorgibt. Nur in der zweiten Hälfte, wenn der Film etwas an Fahrt aufnimmt wirken einige der filmischen Mittel etwas zu über stilisiert. Was in der ersten Hälfte meisterhaft eingesetzt wird, verkommt in kurzen Momenten zum Selbstzweck. Auch die recht blutigen Gewaltausbrüche wirken da bisweilen etwas übertrieben. Interessanterweise sind es gerade diese Szenen die bei vielen Zuschauern extrem gut ankommen (weswegen der Film jetzt schon den Rang eines modernen Klassikers einnimmt).

Doch wirklich nötig hätte der Film diese Effekte überhaupt nicht, weil er mit seiner bestechenden Inszenierung und seiner Besetzung auch so einen hervorragenden Film abgibt. In seiner Einfachheit geht der Film tiefer als einige Dramen und in seiner Langsamkeit ist er actionreicher als die meisten Actionfilme. Obwohl die Jubelarien auf den Film teilweise schon etwas übertrieben wirken, ist „Drive“ dennoch ein absolutes Filmhighlight geworden.

Wertung 9/10


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