28.12.2011 – Ides of March

5 01 2012

Spannendes und intelligentes Politdrama mit starker Besetzung

Wo Darsteller und Regisseur George Clooney politisch steht, dürfte für die US-Amerikaner kaum ein Geheimnis sein. Spätestens nach seiner großartigen Regiearbeit für „Good Night and Good Luck“ zählt der Oscarpreisträger zu den politisch aktiven Hollywood Darsteller. Mit „Ides of March“ äußert der Demokrat Clooney seinen Kommentar zur aktuellen politischen Lage der Nation, ohne die politische Arbeit zu verklären. Es geht dabei um Moral und Loyalität, aber auch um Bestechung, Lügen und Verrat . Vor allem demonstriert Clooney aber, welche herausragenden Fähigkeiten er als Regisseur besitzt.

Der junge Polit-Berater Stephen Meyers (Ryan Gosling) arbeitet als Wahlkampfhelfer bei  Gouverneur Mike Morris (George Clooney), den er für seine politische Arbeit und seine Einstellungen bewundert. Gemeinsam mit seinem Vorgesetzten Paul Zara (Philip Seymour Hoffman)  versucht er den Senator in den demokratischen Vorwahlen nach vorne zu bringen und ihn als Präsidentschaftskandidat  aufzubauen. Mit kleinen politischen Kniffen versuchen Sie die Konkurrenten auszuloten, doch nach und nach führen Kleinigkeiten zum Straucheln  des Teams. Sowohl das Team des gegnerischen Kandidaten als auch die Presse stellen Meyers vor Probleme. Er muss sichwährend den ausgetragenen Wahlkämpfen entscheiden, ob seine Loyalität gegenüber Morris oder seine eigenen Interessen überwiegen.
Clooney inszeniert ein klassisches politisches Drama ohne viel Spielereien oder konstruierte Wendungen. Wie Gosling zum Spielball der anderen wird und er langsam seinen Illusionen über saubere Politik beraubt wird ist durchgehend realistisch und stimmig. Clooney hat ein Gefühl dafür unaufgeregt mit ausdrucksvollen Bildern die Geschichte zu erzählen. In manchen Momenten benötigt er keine aufdringlichen Kamerafahrten oder Schnitte sondern zeigt nur auf Protagonisten und lässt diese für sich sprechen. Auch durch diesen Stil entwickelt der Film einen gewissen Sog, der mit jeder Aktion der Betieligten stärker wird. „Tage des Verrats“ verkommt, trotz der dialoglastigen Szenen, nie zu trockenem Politkino, sondern belibt durchgehend ein brisanter und vor allem spannender Thriller. Das Drehbuch begeht nicht den Fehler ausufernd über das Thema zu erzählen: Der Film ist trotz einiger Nebenfiguren erfrischend kurz geraten, schafft es aber dennoch, die Charaktere nicht blass erscheinen zu lassen. Morris oder Zarra werden beispielsweise mit kurzen aber wirkungsvollen Szenen gezeichnet, so dass man auch bei den  unwichtigeren Figuren versteht, was diese antreibt und wie diese hinter ihrer Fassade ticken. Dabei profitiert der Film auch von seiner hervorragenden Besetzung. Clooney ist als sympathischer aber glatter Senator ideal, Gosling überzeugt  (trotz seines manchmal allzu emotionslosen Spiels)erneut in einer Hauptrolle und wenn Paul Giamatti und Philipp Seymour Hoffmann sich das erste Mal auf der Leinwand begegnen, schlägt das Herz eines jeden Zuschauers sowieso höher. Wie in der Politik muss man auch bei den Figuren von  „Ides of March“ genau hinsehen, denn die eigentlichen Beweggründe der einzelnen Personen lauern meist hinter einer sorgfältig aufgebauten Fassade.
Der Film wurde  zwar von einigen  (eher rechts angesiedelten) Zuschauern als linke Propaganda abgetan – möglicherweise auch weil er das derzeitige Dilemma der Republikaner zu deutlich widerspiegelt –  doch der Film ist bei weiten kein Hohelied auf die Demokraten, sondern ein ehrlicher Film der zeigt, dass am Ende jeder Politiker mit Lügen und Verrat (auch an der eigenen Person) arbeitet – egal welcher Partei man zugehört. Clooney ist nicht nur ein unterhaltsamer Film gelungen, sondern ein Film der einen interessaten Blick auf politische Spielchen wirft.
Wertung  9/10


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