04.12.2011 – Twilight – Breaking Dawn (1) – Biss zum Ende der Nacht

7 12 2011

Inhaltsleerer und fragwürdiger Film mit unzähligen Schwächen

Eigentlich macht es überhaupt keinen Sinn, auch nur ein Wort über diesen Film zu schreiben. Der Sensationserfolg „Twilight“ geht im Kino in die vierte Runde und wird, ganz unabhängig von der Qualität und jeglichen Kritiken, wieder Millionen Menschen begeistern. Objektivität ist bei „Twilight“ eh kaum vorhanden, denn die Meinung zu dem Film steht schon vor Kinostart fest: Weibliche (insbesondere jüngere) Zuschauer werden den Film wie die Vorgänger und Vorlagen lieben, alle anderen werden (ebenfalls nicht objektiv) verächtlich auf den Film herabsehen. Unvoreingenommen bleibt bei Twilight kaum jemand. Doch auch wenn der Film scheinbar das liefert, was unzählige Teenies sehen wollen, muss man  – ganz objektiv  – während dem Film erkennen, dass die Geschichte unzählige Mängel aufweist.

Im ersten Teil des letzten Buch (Hollywood setzt den Trend fort durch das splitten einer Geschichte mehr Geld einzunehmen) geht es im Grunde nur um das erste Mal zwischen Bella (Kristen Stewart) und Edward (Robert Pattinson). Es beginnt mit einer (natürlich traumhaft kitschigen) Hochzeit, geht über in die (natürlich traumhaft kitschigen) Flitterwochen und resultiert in Bellas Schwangerschaft. Da sie ein Vampirbaby in sich trägt, bedroht das nicht nur das Leben der Mutter sondern führt auch dazu dass die Werwölfe ihren Friedenspakt brechen. Werwolf Jacob (Taylor Lautner) steht bei dem finalen Konflikt zwischen den Fronten.

Ich bin sicher nicht Teil der Zielgruppe, und man muss den Hass der „Twilight“ entgegenstößt  auch mit Vorsicht genießen. Immerhin kommt dieser meist von Männern, die erstens mit dem Thema nicht viel anfangen können, und zweitens selber Filme mit identischen Schwächen mögen (Auch  „Transformers“ besteht aus schwachen Geschichten, schlechten Charakteren und Szenen die eher niedere Instinkte ansprechen). Doch selbst wenn man von allen Vorurteilen gegenüber dem „kitschigen Teeniefilm“ Abstand nimmt und den Film unvoreingenommen betrachtet, verwundert es, dass die Serie die Massen so begeistert. Im Grunde ist alles was man auf der Leinwand zu sehen bekommt recht inhaltsleer. Im aktuellen Teil wird dies noch dadurch verstärkt, dass der eh schon recht dünne Plot auf zwei Filme ausgeweitet wird. Finanziell gesehen macht das wie immer Sinn – künstlerisch ist das (im Gegensatz zu Harry Potter) eine Fehlentscheidung, denn im Grund passiert kaum etwas, so dass sich die Handlung schmerzhaft in die Länge zieht. Die Hälfte der Laufzeit würde ausreichen um die Geschichte zu erzählen. So werden die inhaltlichen Längen mit Szenen gefüllt, in denen die Kamera lange auf den Gesichtern der Protagonisten hängen bleibt, so dass man oftmals das Gefühl hat, die Zeit würde stehen bleiben. Dies ist deswegen so auffallend, da die Darsteller die Zeit nicht mit Emotionen füllen können. Robert Pattinson agiert seit mittlerweile vier Teilen völlig „seelenlos“(no pun intended), Kristen Stewarts einziger Gesichtsausdruck ist mittlerweile schon Grundlage zahlreicher Parodien und Taylor Lautner (der im Grunde die interessanteste und „komplexeste“ Rolle hat) bildet gerade wegen seiner wichtigen Stellung in der Handlung mit seiner mehr als nur beschränkten Mimik den Tiefpunkt des Trios. Es wird ein Rätsel bleiben, warum so dermaßen emotionslose bis passive Charaktere die Frauenwelt so in Begeisterung versetzen. Neben all den inhaltlichen Schwächen (die so auch schon in den vorangegangen Teilen vorhanden waren) bietet der Film mittlerweile eine Handlung, die fast schon grenzwärtige Szenen enthält: Highlights des Films sind eine (unfreiwillig) komische Szene, in der recht plüschige Wölfe ernste Probleme diskutieren und eine (unfreiwillig) schockierende bis kranke Szene, in der sich der erwachsene Jacob in ein Neugeborenes! verliebt. Es verwundert, dass so etwas nicht mehr Fans verstört zurück lässt.

Genauso verwunderlich ist die Tatsache, dass das, je nach Standpunkt konservative bis reaktionäre, Frauenbild aus „Twilight“ einfach von den Zuschauern akzeptiert wird. Bella trifft selber keine Entscheidungen, denn wenn sie das tut, führt das zu Chaos oder Streit. Die Männer erledigen die Arbeit für die Frauen, die nur die Aufgabe haben zuzusehen und gegebenenfalls Kinder zu bekommen. In einer Welt in der „Twilight“ solch einen Erfolg hat, sind Diskussionen wie über Frauenquoten eigentlich hinfällig – vielmehr würden wieder Debatten über Frauenwahlrecht mehr Sinn ergeben.

Zu Gute halten kann man dem Film eigentlich nur eines: dass er für die angepeilte Zielgruppe eine recht solide Inszenierung bietet – mit Bill Condon haben die Macher einen renommierten Regisseur verpflichtet und so ist die Musik stimmig und die Bilder zu großen Teilen imposant. Billig wirkt der Film nicht. Das rettet „Breaking Dawn“ auch davor als Debakel abgestempelt zu werden – immerhin liefert er das was man bzw. Frau erwartet.  Für Unbeteiligte ist der Film fast unerträglich, doch auch die Fans der Serie sollten eigentlich erkennen, dass der Film  – ganz objektiv gesehen – seinen Erfolg nicht verdient. Dieser dürfte eines der größten Mysterien in der Kinogeschichte bleiben.

Wertung 3/10


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