21.11.2011 – Cheyenne (This must be the place)

28 11 2011

Unterhaltsames Drama mit Sean Penn

Egal wie skurril der Charakter „Cheyenne“ und die Handlung des Film manchmal erscheinen mag: Paolo Sorrentinos („Il divo„) erster englischsprachiger Film behandelt ein altbkenanntes und uramerikanische Thema: „Cheyenne – This must be the place“ ist ein klassisches Roadmovie, das in einen Selbstfindungstrip mündet. Sorrentino wirft dabei einen interessanten Blick auf seine Charaktere und das Land in dem der Film spielt.  Nicht alle Fragen die der Film aufwirft werden am Ende  beantwortet, doch durch die amüsanten Figuren und der sicheren Inszenierung wird der Film zu einem witzigen aber auch gefühlvollen Drama.

Cheyenne ist ein alternder Rockstar, der jedem schon von weiten auffällt. Seine langen Haare, seine androgyne Optik und seine Fistelstimme machen ihn zu einem Unikat. Er lebt mit seiner Frau (Frances McDormand) in einer riesigen Villa und verbringt seine Tage etwas gelangweilt zusammen mit einer Freundin in der Mall. Als sein Vater stirbt, beschließt er einen Wunsch seines fast unbekannten Vaters nachzukommen: Cheyenne sucht den Peiniger, der seinen jüdischen Vater im KZ gedemütigt hat. Die Suche nach dem Kriegsverbrecher führt ihn quer durch die USA und bringt ihm zahlreiche, nicht allzu alltägliche, Begegnungen ein.

Der Film ist sicherlich als One-Man-Show konzipiert. Sean Penn ist in jeder Szene präsent und dominiert den Film. Sein Charakter „Cheyenne“ ist nicht gewöhnlich und er wird jedem Zuschauer in Erinnerung blieben. Der Rockstar ist weltfremd und skurril, aber selbst in den komischsten Situationen bleibt er schlagfertig und ungemein sympathisch. Gerade wenn der sonderbare Cheyenne mit seinen Mitmenschen interagiert gelingen Sorrentino einige wunderbare ergreifende Szenen. Die Person ist, genauso wie die Handlung, unglaublich vielschichtig, doch vieles wird nur angeschnitten und nicht komplett verarbeitet. Personen die Cheyenne kennen lernt haben Hintergründe und eigene Geschichten, aber der Film zeigt dies nur bruchstückhaft. Auch Cheyennes Vergangenheit und seine direkte Umgebung bekommen eine Vorgeschichte ohne diese jemals völlig offen zu legen. Das ergibt einerseits ein interessantes Mosaik von Charakteren, lässt jedoch den Zuschauer aber auch etwas unzufrieden zurück. Bei einigen Nebencharakteren wirkt es ein bisschen so, als ob deren Story etwas vernachlässigt wurde. Der Film bietet dennoch einen schönen Blick auf die Welt durch die Cheyenne reist. Sorrentino inszeniert nicht nur die Figuren in seinem Film, sondern auch das Land. Die USA wird durch die verschiedenen Geschichten, durch die Fernsehsendungen und natürlich die Optik genauso charakterisiert wie Cheyenne selber. Der Regisseur zeigt das Geschehen mit einer fast immer fließenden Bewegung der Kamera. Wie Cheyenne selber, bleibt auch der Blick auf die Landschaft und die Mitmenschen nie stehen. Das verkommt in einigen Momenten zwar zum Selbstzweck, liefert aber eindrucksvolle Bilder.

Deutliche Antworten liefert der Film jedoch keine: Ob der Trip wirklich zu einer Selbstfindung führt und ob Cheyenne das Leben der beteiligten Personen ändert, bliebt offen. Der Film ist ein bisschen wie der Roadtrip von Cheyenne: Chaotisch und etwas ziellos, doch am Ende wird man die Reise fast immer genießen.

Wertung 7/10


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