12.11.2011 – Eine dunkle Begierde

23 11 2011

Gut gemachtes Drama, dass jedoch unter den Erwartungen bleibt

Dass Regisseur David Cronenberg mit den dunklen Seiten des Menschen und deren sexuellen Obsessionen vertraut ist, dürfte jedem bekannt sein, der ein älteres Werk von Cronenberg gesehen hat. Aus diesen Grund ist „Eine dunkle Begierde“ („A dangerous Method“) einerseits eine Geschichte über zwei Genies der Psychologie, andererseits aber auch über das Verlangen zwischen zwei Menschen. Das ist nicht annähernd so bizarr wie Cronenbergs frühere Filme, und das wird dem Film helfen beim Publikum anzukommen, doch insgesamt wirkt der Film fast etwas zu brav und gewöhnlich

Der junge Psychiater Carl Gustav Jung (Michael Fassbender), Mitbegründer der analytischen Psychologie, ist Oberarzt in einer Psychiatrischen Klinik in Zürich, glücklich verheiratet und erwartet sein erstes Kind. Eine jüdische Russin namens Sabina Spielrein (Keira Knightley) ist im Auftrag ihrer Eltern in die Klinik gebracht worden, um von Jung behandelt zu werden: Sie leidet unter hysterischen Anfällen. Jung wendet bei der intelligenten Patienten die Psychoanalyse Freuds an und entdeckt so die Gründe für ihr Verhalten. Gleichzeitig halt Jung den freundschaftlichen Kontakt mit Freud (Viggo Mortensen). Doch Jung verliebt sich nach und nach in seine Patientin, wodurch die Freundschaft zu Freud zu zerbrechen droht

Cronenberg hat es in den vergangenen 10 Jahren geschafft im Mainstream anzukommen, ohne seichte Filme zu machen. Noch in den 90ern hätte der Film in der Hand des Regisseurs anders ausgesehen. „Eine dunkle Begierde“ ist ein zugänglicher, aber kein simpler Film geworden. Die Handlung besitzt verschiedene Ebenen die allesamt ihre Berechtigung haben und ausreichend Zeit gewidmet wird. Dabei wirkt das Drehbuch in keinster Weise gezwungen, die Vielschichtigkeit der Beziehungen entsteht auf natürliche Weise.  Mit Fassbender und Mortensen hat der Film außerdem zwei  immens charismatische Hauptdarsteller. Die Beziehung der beiden Psychologen, die in langen Dialogen münden,  ist auch das Interessanteste des Films. Allein die Briefwechsel zwischen den beiden sind spannender als manche Thriller. Das Verhältnis zwischen Jung und Spielrein ist auf ähnlich hohem Niveau, da lange unklar ist, wie sich die Beziehung entwickelt und welche Probleme für Jung daraus entstehen. Knightleys Leistung ist da schon etwas zwiespältiger. Ihr Spiel wirkt manchmal etwas zu übertrieben und zu „laut“ für den ansonsten recht ruhigen Film. Obwohl man dem Film auf dem ersten Blick dramaturgisch und inszenatorisch nicht viel vorwerfen kann, fällt es dennoch schwer, langfristig Begeisterung für „Eine dunkle Begierde“ zu verspüren. Die Optik des Films ist durchdacht  und dem Thema angemessen, die Handlung und die Charaktere sind interessant und die Dialoge gut geschrieben. Kamera, Schnitt, Musik – eigentlich ist der Film rundum gelungen. Doch es gibt nichts das wirklich begeistert und in Erinnerung bleibt. Es gibt keine Tief – aber auch keine Höhepunkte. Der Film läuft vor sich hin ohne langweilig zu werden, doch es gibt auch keinen „Wow-Effekt“, der den Zuschauer umhaut.

„Eine dunkle Begierde“ ist eine interessante Studie zu drei Psychologen geworden und womöglich sind es die Erwartungen an den Regisseur und das Thema, die den Film in ein etwas schlechteres Licht rückt, doch man hat einfach das Gefühl, dass der Film noch mehr hätte bieten können. Vielleicht hätte dem Film etwas mehr Skurrilität des „alten“ Cronenberg gut getan. So bleibt es „nur“ ein gut inszeniertes Drama mit starken Darstellern.

Wertung 7/10


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