17.11.2010 – Der ganz normale Wahnsinn

19 11 2011

Schwacher Frauenfilm ohne wirkliche Handlung

„Es ist eine Verschwendung von Weiblichkeit, sich wie ein Mann zu verhalten“ („Trying to be a man is a waste of a woman)“ – Der Satz, der in „der ganz normale Wahnsinn“ fast schon nebenbei geäußert wird, ist wohl einer der frauenfeindlichsten des Kinojahres. Da dieser ausgerechnet in einem (Frauen-)Film fällt, der eigentlich demonstrieren möchte, wie eine Frau Familie und Beruf unter einen Hut bekommt, führt dies den kompletten Film ad absurdum: Im Kontext der Handlung sagt dieser im Grunde: „Eine Frau sollte nicht beruflich erfolgreich sein“. Doch das passt zu einem Film, der nicht weiß was er erzählen will und eine übermäßig konstruierte Geschichte ohne Spannungsbogen besitzt.

Kate Reddy (Sarah Jessica Parker) rotiert 24 Stunden am Tag zwischen zwei Welten, die ihr alles abverlangen. Für ihren arbeitslosen Mann Richard (Greg Kinnear) und ihre zwei Kinder verdient sie als Finanzmanagerin die Brötchen. Sie liebt ihren Job, ist aber auch eine Vollblutmama. Als Kate für ein neues Projekt auch noch ständig verreisen muss und Richard ein Jobangebot bekommt, führt dies zu Spannungen in der Familie. Kate kann sich weder um ihren Mann noch um ihre Kinder kümmern. Dazu muss sie für längere Zeit mit dem gutaussehenden Jack (Pierce Brosnan) zusammen arbeiten. Seine Charmeoffensiven bringen Kate völlig aus dem Takt und ihr perfekt geplantes Leben droht im Chaos zu versinken.

Klar – man kann von einem Film dieser Art keine Oscarkost erwarten, doch es enttäuscht dann trotzdem, wie konstruiert der gesamte Film abläuft. Einen klassischen Spannungsbogen gibt es nicht, nur Szenen die aufeinander folgen und einige Konflikte die dadurch entstehen. Es wäre ein leichtes, einige Szenen herauszuschneiden und andere völlig umzustellen ohne die Dramaturgie des Films zu brechen, denn der Ablauf der Handlung wirkt so wie er ist eher zufällig. Dass als Rahmenhandlung Interviews mit den Nebenfiguren gemacht werden, bringt zwar einige nette Sprüche, macht aber keinerlei Sinn in einem Film der von der Hauptperson erzählt wird. Auch der Charakter von Kates Assistentin Momo (Olivia Munn) ist recht witzig, doch ihre halbgare Geschichte hätte ebenfalls auf dem Schneidetisch landen können. Dieser Nebenstrang ist genauso künstlich wie die meisten zentralen Handlungselemente des Films: Die Konflikte zwischen Kate und Richard sind gezwungen und die Avancen von Jack wirken nie so, als ob sie die Story wirklich voranbringen. Aus diesem Grund fiebert man auch nie wirklich mit den Charakteren mit. Wenn Richard sauer auf seine Frau ist, nimmt man dies nicht ernst, dass Kate mit Jack durchbrennt ist für den Zuschauer auch nie eine richtige Bedrohung. Klar romantische Komödien sind vorhersehbar und man kann das Ende früh erahnen – in „Der ganz normale Wahnsinn“ gibt es allerdings gar keine andere Option als ein Happy-End, denn den Charakteren werden keine ernstzunehmende Steine  in den Weg gelegt. So wirkt der „Showdown“ in dem Kate beschließt ihr Leben zu ändern und ihre Familie an erste Stelle zu platzieren (ups – Spoiler) auch unspektakulär und gekünstelt: Es gibt kein Ereignis, dass Auslöser für ihre Entscheidung ist.Sie ändert einfach ihre Einstellung und man fragt sich warum das nicht schon 90 Minuten vorher passieren konnte.

So endet der mäßig witzige Frauenfilm dann eben mit dem eingangs erwähnten Satz, der jahrelange Emanzipation vergessen lassen dürfte. Man darf nur hoffen das diese Botschaft irgendwie in dem Einheitsbrei untergeht – dem Film wird dieses Schicksal auch ereilen.

Wertung 3/10


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