05.11.02011 – Tyrannosaur

10 11 2011

Bewegendes anspruchsvolles Drama aus Großbritannien

Es gibt Filme, die –  völlig unabhängig von der Qualität –  einfach kein richtiger Spaß sind. Gerade Sozialdramen, die ein Leben  in problematischen sozialen Verhältnissen zeigen, beanspruchen den Zuschauer. „Tyrannosaur“ ist so ein Film. Einiges an dem britischen Drama  ist extrem belastend. Doch der Sog, den der Film entwickelt, ist so stark, dass man nicht eine Sekunde weg sehen möchte.

Joseph (Peter Mullen) ist cholerisch und lebt nach dem Tod seiner Frau einsam in einer kleinen englischen Stadt. Nur zu wenigen Personen  zeigt er so etwas wie Zuneigung.  Ansonsten ist er ein grimmiger aggressiver Mensch, der sich jedoch seinen Fehlern bewusst ist. Als er Hannah kennenlernt, entwickelt sich eine ungewöhnliche Freundschaft zwischen den beiden. Doch die christliche  Frau hat einen Ehemann, der sie immer wieder unterdrückt. Joseph und Hanna scheinen sich gut zu verstehen und zeigen sogar kleine Gesten der Zuneigung, doch sie steuern durch ihr Verhalten auf eine Katastrophe zu.

Die Welt in die der Zuschauer sieht ist sicherlich keine schöne. Überall  lauern,  zunächst verborgen, Bedrohungen. Immer wieder tun sich bei den verschiedenen Personen Abgründe auf.  Die beiden Hauptcharaktere haben zahlreiche Fehler, doch die Darsteller und der Regisseur  sind stark genug, um sie trotzdem nicht völlig unsympathisch für den Zuschauer zu machen. Man interessiert sich für Ihr Schicksal – egal was für Handlungen gezeigt werden. Im Mittelpunkt steht Darsteller Peter Mullen, der mit seiner Stimme, mit seiner Mimik und Körpersprache den Film prägt. Er ist ein Antiheld, den man eigentlich hassen müsste, doch der Film schafft es, dass man mit ihm fühlt. Der Reiz  des Drehbuchs liegt auch darin, dass man nie weiß, in welche Richtung sich die Handlung entwickelt. Man ist gespannt was mit Joseph und Hannah passiert, egal welches Unglück zu drohen scheint. Das man einem – im besten Sinne –  unspektakulären Film so mitfiebert, liegt vor allem an der Leistung des Regisseurs. Der Film ist beeindruckend inszeniert. Der Darsteller Paddy Considine („In America“), der mit „Tyrannosaur“ sein Spielfilmdebüt (basierend auf seinem eigenen Kurzfilm) abliefert, hat ein hervorragendes Sozialdrama inszeniert,  das eher die Erfahrung eines Veteranen vermuten lässt.  Er lässt die Darsteller und Bilder sprechen ohne mit aufdringlicher Musik oder gekünstelten Einstellungen abzulenken. Die Welt die er schafft, besticht durch ihre graue Traurigkeit, in der jedoch immer wieder Hoffnung aufkeimt. Gerade durch den zurückhaltenden Stil zieht Considine den Zuschauer in seinen Bann.

Es ist verständlich, dass der Film bei all seiner Tristesse und sozialen Elend mit den Werken von Ken Loach verglichen wird.  „Tyrannosaur“ demonstriert  jedoch eine härtere Gangart, die nicht allzu sehr das  „alltägliche“ Leben, zeigt. Es ist nicht leicht „Tyrannosaur“ anzusehen, und gute Laune macht der Film sicher auch nicht.  Er ist  dennoch bewundernswert und bleibt länger im Gedächtnis als viele andere Werke.

Wertung 9/10


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