29.06.2011 – Die Frau die singt (Incendies)

2 07 2011

Hervorragend inszeniertes und gespieltes Drama mit schockierenden Szenen

Gute Laune wird man nach „Incendies“ wohl nicht haben. Was in den 133 Minuten auf der Leinwand gezeigt wird lässt einen wahrscheinlich schockiert, zumindest aber bewegt und beeindruckt zurück. Die Geschichte über die Herkunft zweier Geschwister ist über weite Strecken ein anspruchsvolles Drama, das einen mit seiner Dramatik fast erschlägt. „Incendies“ ist aber visuell und erzählerisch so grandios inszeniert, dass der Film ein absolutes Muss geworden ist.

Der Notar Jean Lebel liest den Zwillingen Jeanne und Simon das Testament Ihrer Mutter Nawal, Jebels Mitarbeiterin, vor. Sie möchte aufgrund der Schande, die Sie über die Familie gebracht haben anonym begraben werden. Außerdem gibt Sie den Kindern zwei Briefe. Jeanne soll Ihren dem gemeinsamen Vater, den sie nie kennenlernen konnten, überreichen. Simon soll seinen Brief Ihren bis dahin unbekannten Bruder geben. Während Simon den letzten Willen seiner am Ende verwirrten Mutter nicht ernst nimmmt, reist Jeanne in den Nahen Osten, um sich auf die Suche nach Ihrer Familie und der Vergangenheit Ihrer Mutter zu machen. Die dramatische Geschichte der Mutter entfaltet sich in Rückblenden und macht nach und nach die Bedeutung für Ihre Kinder deutlich.

Gegen Ende des Films ist die Spannung in „Incendies“ fast greifbar. Mit jeder Minute entwickelt sich eine dramatischere Geschichte, die den Zuschauer zum Schluss atemlos zurück lässt. Manche Storyelemente kann man zwar möglicherweise vorraussehen, das gesamte Bild der Familie entspricht dann aber trotzdem einem Schlag in die Magengegend. Es vergeht keine Minute in dem Film die nicht mit Spannung geladen ist. Das liegt auch an der vorzüglichen Inszenierung von Incendies. Die Odysee von Jeanne, sowie von Ihrer Mutter Nawal wird parallel erzählt ohne auch nur einmal gekünstelt oder bruchstückhaft zu wirken. Die beiden Geschichten werden elegant ineinander verwoben, so dass sich ein stimmiges Gesamtwerk ergibt. Auch visuell ist Incendies beeindruckend. Der Film ist  in wunderschöne Bilder getaucht, die jedoch immer wieder Erschreckendes aus dem Konflikt im Nahen Osten zeigen, und dem Zuschauer die Luft zum atmen nehmen.  Regisseur Dennis Villeneuve umgeht den Fehler, die Handlung mit großen Tricks oder Spielereien zu erzählen. Er  nimmt sich viel Ruhe und lässt den Darstellern, aber auch den Landschaften, die Zeit für sich selber zu sprechen.

„Incendies“ ist kein Film, dem man nach dem Kinobesuch wegwischt und vergisst, während man über trivialere Themen redet. Incendies bleibt einem noch lange im Kopf. Die packende Geschichte, die starken Darsteller und die Inszenierung machen den Film zu einem hervorragenden Drama, dass völlig zurecht für den Oscar als bester fremdsprachiger Film nominiert wurde.

Wertung 9/10


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18 01 2012

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